Initiiert und motiviert war die Fahrt von meinem Mitpaddler Roland,
welcher in einem regionalen Paddelforum (Osteuropa und
anderswo) spontan nach Paddelpartner aúsgerufen hatte.
Ich war flexibel und wollte sowieso ein neues Boot testen. Das passte prima. Wir verabredeten uns für Montag nach der Arbeit um über Nacht direkt gen Süden zu fahren.
Ich war flexibel und wollte sowieso ein neues Boot testen. Das passte prima. Wir verabredeten uns für Montag nach der Arbeit um über Nacht direkt gen Süden zu fahren.
Winterflucht aus dem dem Schmuddelwetter Anfang Dezember in Deutschland. Hier am Pont d' Arc. |
Rahmendaten
Südfrankreich im Dezember, überwiegend Sonne, Tagestemperaturen
bis 15°C
Mit Roland <Dundak> Einert und Sven <Packrafting> Schellin
Packraft: MRS Alligator 2S begleitet von einem Prijon Yukon Expedition (außer Wertung)
Nachts gab es an ein, zweimal leichten Frost |
Teil 1: 'Park 'n Play' - Chassezac und Fontolière
Zum Ankommen und Eingewöhnen haben wir zunächst eine kleine Scouting-Tour
durch die Cevennen auf der Suche nach ein paar "Spielstellen"
gemacht.
Nach dem Warmfahren (und Campen) an der Schlucht des Chassezac (Gorges de la Paiolive, WW II) sind wir vor allem an
der letzte Passage des Fontolière fündig geworden (WW IV mit ca. 2 m hohen
Abfall als Kernstelle).
Das Boot war hier durchaus in seinem Element. Kehrwasserfahren,
Walzenreiten, Boofen - konnte alles durchgespielt werden.
Besonders begeistert hat der ausgewogene Kielsprung. Der Bug zieht effektiv ins Kehrwasser. Etwas was ich von anderen Packrafts so bisher nicht kannte. Schenkelgurte helfen natürlich die Balance zu halten. Mit seinen 86cm Breite liegt das Boot aber immer noch satt im Wasser. Jedes Kajak ist vieeel kippeliger. Ich konnte das besonders gut spüren, denn Roland ist ja in einem Hartschalen-Einer gefahren und wir haben die Boote auf der Tourenstrecke getauscht ...
... uiuiuiui, wie man sich doch an ein eher gutmütiges Boot gewöhnt ... Auch was die Drehfreudigkeit und Beschleunigung betrifft. Ich hatte meine Mühe seinen 4 m Kahn zu manövrieren. Aber zurück zum Packraft. Schön war das Verhalten in den Wellen. Die Form des Bugs klettert gut über mittlere Wellen und durchstößt Walzen und größere Wellen. Wer es kann, kann auch boofen - Hochziehen der Spitze durch Rücklage und Beschleunigung an Stufen.
Zumindest der Ansatz von einem Boof ... |
Etwas habe ich mit der Sitzhöhe experimentiert. Über den Luftdruck im Sitz kann man den Schwerpunkt etwas senken. Das macht sich in der Balance bemerkbar. Auf der Wanderstrecke habe ich jedoch eine hohe (maximal aufgeblasene) Sitzposition bevorzugt. Man paddelt so entspannter.
Im kabbeligen Wasser ruhig mal etwas mit der Sitzhöhe experimentieren. |
Der Wasserstand war insgesamt dennoch nicht der Beste. Am Fontolière ging es quasi auch nur mit Zuschusswasser der Talsperre. Glatt ist mir das einmal sprichwörtlich unterm Hintern abgedreht worden. Die restliche Fahrt glich dann eher einer feuchten Kellertreppe. Zum Glück hat es das Material klaglos weggesteckt.
Das ging nicht ohne Grundberührungen ab. Der Wasserstand hätte besser sein können. |
Teil 2: 'Wanderwildwasser' - Ardèche
Für 3-4 Tage war alles dabei |
Charakter: Klassische Wasserwandertour mit Gepäck und
Zeltübernachtung
Strecke: Vogue bis zum Ende der großen Schlucht (ca. 65 km), rund 3 Tage
Pegel: 12 Kubik ab Vogue und 18 - 30 Kubik am Pegel in Vallon (je nach Ablass vom Chassezac und Fontolière), insgesamt empfanden wir das als unteres Mittelwasser.
Bei mehr Wasser (und entsprechend Zeit) kann man auch schon ab St. Didier (bei Aubenas) starten und die Fahrt bis zur Rhone (und darüber hinaus) fortsetzen.
Strecke: Vogue bis zum Ende der großen Schlucht (ca. 65 km), rund 3 Tage
Pegel: 12 Kubik ab Vogue und 18 - 30 Kubik am Pegel in Vallon (je nach Ablass vom Chassezac und Fontolière), insgesamt empfanden wir das als unteres Mittelwasser.
Schwierigkeiten: Max- WW II. Die Wehre zwischen Ruoms und
Vallon sind alle mit (je nach Bootstyp) fahrbaren Bootsrutschen
ausgestattet.
Bei mehr Wasser (und entsprechend Zeit) kann man auch schon ab St. Didier (bei Aubenas) starten und die Fahrt bis zur Rhone (und darüber hinaus) fortsetzen.
Sieht aus der Perspektive hakeliger aus als es ist. Die Ardeche bleibt ein fairer Fluss. |
Testbericht zum Boot
Fazit
Ich bin 1,90 m groß mit eher langem Oberkörper (Jeanslänge 34") bei
durchschnittlich 80 kg Körpergewicht. Die Passform des Bootes war dafür so
gut wie perfekt. Von der Sitzanlage her jedenfalls ideal. Den langen, aber
recht engen Fussraum habe ich zusätzlich mit einer 3,5 cm dicke
Schaumplatte gefittet, das hat eine etwas breitere Auflagefläche geliefert
und das Innenmaß auf rund 122 cm verkürzt. Auch mit weiten (aber
flexiblen) Crocs Schuhen habe ich so recht gut hineingepasst. Mit leicht
angewinkelten Beinen war die Körperhaltung zwar betont, aber auf Dauer
nicht unbequem. Die Schenkelgurte habe ich nur gelegentlich angelegt,
immerhin waren wir ja hier auf einer Wasserwandertour, und nicht im
Sportbootmodus.
Roland war mein "Referenzwert" mit 1,80 m und nach eigenen Angaben 99,9 kg
(vor der Paddeltour). Für den Einfluss von Rotwein, Baguette und Käse
während der Tour wird keine Gewährleistung übernommen ;)
Er sagt selbst:
Er sagt selbst:
"Ich saß sofort bequem und sicher drin, auch ohne die Schenkelgurte
anzulegen und fühlte mich auf Anhieb wohl. Ich war durch das tiefere
Eintauchen etwas langsamer, konnte es aber auf über 5 km/h beschleunigen
und halte Reisegeschwindigkeiten (ohne Wind- und Strömungseinfluss) von
4 km/h für dauerhaft machbar. Das Boot reagiert agil beim Beschleunigen
und Kehrwasserfahren. Die WW-Stellen auf (bis WW II) waren für mich ganz
problemlos und kontrolliert befahrbar."
Mit seinen 180 cm konnte er die Beine mit gut Luft nach vorn beliebig
ausstrecken. Eng war es trotzdem. Je nach Schuhwerk beginnen sich die Füße
in der Spitze zu überlappen.
Er schien eine definierte Stütze aber nicht vermisst zu haben. So
unterschiedlich können die Präferenzen sein! Ein entsprechendes Fitting
(ggf. mit Gepäck) schließt das aber auch hier nicht aus. Ansonsten sorgen
aber auch allein die Schenkelgurte für einen Halt nach vorn.
Wir hatten ca 10-12 kg Reisegepäck dabei, das Boot verträgt aber - gut auf
Bug und Heck befestigt. -sicher noch einiges mehr.
Auf ganz langen Touren lässt sich auch die Sitzfläche noch durch Gepäck nutzen! |
Auch vom Fahrverhalten her hatte es überraschendes gutes
Touringpotential. Von der Wasserlinie und der Breite her war
die Geometrie angenehm flink und absolut tourentauglich.
Auf der gesamten Tour habe ich übrigens nicht einmal nachgepumpt, der
Druck wurde 100% gehalten, die Verarbeitung bzw. Dichtigkeit der Nähte ist
beeindruckend. Auch der Boden wurde beim Anlanden, an den Wehren sowie
Blockstellen (bei eher wenig Wasser) nicht geschont.
Obwohl der
Alligator 2S
als spezielles (Wildwasser-) Packraft ausgewiesen ist, hat er
Universal-Charakter.
Disclaimer: Die Tour wurde noch mit einem Prototypen durchgeführt. Im Serienmodell mündeten die Testberichte neben minimalem Feintuning in der Form in einer festeren Spritzdecke und der Anlage der 6-Punkt
Schenkelgurte. Und unsere Verbindung zum Verkauf ist hier sicher allgemein
bekannt.