Wir begrüßen einen neuen Gastbeitrag von Juliane vom Blog "mit-sack-und-packraft.de", zuletzt hat sie hier zum Thema Packrafting mit Kindern berichtet. Diesmal geht es um ihre Erfahrungen mit dem neuen Trockenanzug.
Und ganz nebenbei bemerkt, genau derselbe Eisbär, welcher in Gerard kürzlichem Grönlandbericht vorkam, spielt auch in diesem "Test" eine Rolle ...
Da wir als Familie mit zwei Kindern begeisterte Paddler sind und es uns immer wieder und immer weiter in nördliche Gefilde zieht, lag es auf der Hand, dass wiruns – allein schon aus Sicherheitsgründen - früher oder später mit dem Thema Trockenanzüge befassen müssen.
Unsere Vorgaben waren: leicht sollte er sein (unterwegs mit Kindern schleppen wir schon genug mit uns herum), atmungsaktiv (bei Sonne sitzt man sonst schnell in seiner eigenen Soße) und nicht zu teuer.
Da traf es sich gut, dass ich im Frühling die Gelegenheit hatte, die beiden Anfibio-Trockenanzüge SplitSuit und PackSuit auszuprobieren, die genau diese Vorgaben erfüllen. Unsere Wahl fiel dann auf den komplett teilbaren SplitSuit, der – trotz des etwas höheren Gewichts - im Feld unschätzbare Vorteile entwickelt. Um diesen soll hier im Review gehen.
Da traf es sich gut, dass ich im Frühling die Gelegenheit hatte, die beiden Anfibio-Trockenanzüge SplitSuit und PackSuit auszuprobieren, die genau diese Vorgaben erfüllen. Unsere Wahl fiel dann auf den komplett teilbaren SplitSuit, der – trotz des etwas höheren Gewichts - im Feld unschätzbare Vorteile entwickelt. Um diesen soll hier im Review gehen.
Konfiguration
Der SplitSuit wird standardmäßig für eine Körpergröße bis 1,98m angeboten, auf Wunsch sind gegen Aufpreis auch Sondermaße erhältlich (außer Kindergrößen**).
Anhand verschiedener Körpermaße kann man die passende Größe auswählen. Wer sich mit der Auswahl der Größe unsicher ist, kann auch einfach seine Maße an Packrafting-store.de senden, die einem bei der Auswahl behilflich sind. Wir entscheiden uns für letzteres und sind gleich positiv überrascht, dass die Größen nicht einfach übernommen sondern plausibilitiert werden, was gleich mal einen eklatanten Messfehler bei uns aufdeckt.
Weiter kann man Art uns Material der Hals- (Latex, Neopren) und Fußabschlüsse (Manschetten, Gewebesocken, Latexsocken) wählen und hat dann noch die Option einer abnehmbaren Kapuze.
Nach Beratung entscheiden wir uns für Halsabschlüsse aus Latex und Latexsocken für die Füße, die wir im Feld noch sehr zu schätzen lernen. Leider wählen wir das Modell ohne Kapuze, diese Entscheidung haben wir später etwas bereut.
Lieferung
Mit den 4-6 Wochen Lieferzeit, die damals auf der Website angegeben waren, wären die Anzüge erst ganz knapp vor der geplanten Tour gekommen, aber auch hier werden wir positiv überrascht: tatsächlich kommen die Anzüge schon nach 3 bei uns an. Wir verbinden die Lieferung mit einer persönlichen Übergabe auf dem kanu-outdoor-testival.de in Oberschleißheim bei München.
Eckdaten
Mein Anzug (Standardgröße M mit Latexfüsslingen Größe 42 und Latexhalsmanschette) bringt mit Packsack 1.175g auf die Waage, Lars' Anzug (XL mit überlangen Armen und Beinen und Latexfüsslingen Größe 45 und Latexhalsmanschette) wiegt 1.226g. Wer auf unsere Optionen (Füßlinge, Latexhalsmanschette) verzichtet (was wir nicht empfehlen) kann jedoch noch ordentlich Gewicht sparen.
Das Packmaß liegt bei ca. 31 cm Länge und 15cm Durchmesser.
Anprobe
Die erste Anprobe erfolgt im heimischen Wohnzimmer. Sowohl ich, als auch Lars sind sehr zufrieden: Die Passform ist bequem, die Füßlinge haben die richtige Größe und die Halsmanschette sitzt zwar eng aber nicht unangenehm. Ein einfach handzuhabender Gurt an der Taille sorgt für den richtigen Sitz, einzig das Einfädeln des Reißverschlusses, der Ober- und Unterteil verbindet braucht anfangs etwas Geschick.
Behandelt mit dem mitgelieferten Silikonfett ist der wasserdichte Reißverschluss leichtgängig und lässt sich mit geringem Kraftaufwand schließen. Abgedichtet wird das Reißverschlussende mittels einer Schraube mit großem Kunststoffkopf, die auch mit Handschuhen oder von Kälte klammen Fingern leicht zu bedienen ist, und die von innen und außen eine Kunststoffdichtung luftdicht auf die verbliebene Öffnung presst.
Durch den großen Überlapp der beiden Anzugteile an der Hüfte lässt sich die Hose auch einzeln als Regen- oder Wathose verwenden.
Durch den großen Überlapp der beiden Anzugteile an der Hüfte lässt sich die Hose auch einzeln als Regen- oder Wathose verwenden.
Trägt man beide Teile ohne sie zu verbinden, so hat man eine relativ gute Belüftung und kann man damit auch gut im Regen wandern ohne allzu sehr zu schwitzen und ohne eine separate Garnitur Regenkleidung zu brauchen (hier wäre natürlich eine Kapuze von Vorteil) – ein unschätzbarer Vorteil bei Wander-Paddeltouren, auf denen jedes Gramm zählt. Hier punktet der SplitSuit klar gegenüber dem günstigeren Packsuit.
Die Latexfüßlinge (auf die eigene Schuhgröße angepasst) bieten genug Platz um darin ein (bei Bedarf auch mehrere) dickes Paar Socken zu tragen, sind aber gleichzeitig so genau geschnitten, dass man damit auch ohne Faltenbildung in seine Wanderstiefel schlüpfen kann, was die Möglichkeit eröffnet auch mal längere Strecken zu Fuß zurückzulegen.
Erster Test
Einen ersten Praxistest machen wir nicht etwa auf einer Packraftingtour, sondern während eines Sommerfests am heimischen Badesee. Das Wasser ist warm genug, um darin auch ohne Anzug zu baden, ein Härtetest ist das also noch nicht, aber: die Anzüge tun das, was sie tun sollen: sie halten auch bei längerem Aufenthalt und intensiver Bewegung im Wasser trocken. (Und sie brechen das Eis: so viel bin ich noch nie mit Leuten ins Gespräch gekommen wie dort im knallgelben Trockenanzug zwischen planschenden Kindern im Wasser stehend).
Im Einsatz
Dann kam endlich der echte Einsatz der Anzüge, bei einer mehrtägigen Packrafttour auf einem eisgefüllten Fjord im Süden Grönlands. Da es recht kalt ist, tragen wir unter den Trockenanzügen jeweils eine Schicht Woll- und Fleeceunterwäsche, an den Füßen trage ich zwei paar Wollsocken und zusätzlich Neoprensocken, denn beim Sitzen im Boot werden meine Füße schnell kalt. Über den Füßlingen tragen wir Trekkingsandalen um das Latex vor Beschädigung durch scharfkantige Steine und Eis zu schützen. Bei leichtem Wind und bedecktem Himmel ist uns derartig verpackt angenehm warm in den Anzügen (bei stärkerem Wind vermissen wir Kapuzen). Und auch wenn mal die Sonne herauskommt und es sofort deutlich wärmer wird, bleibt das Klima in den Anzügen angenehm und es bildet sich kein nennenswertes Kondensat. Einzig die Füße sind leicht feucht vom Schweiß.
Das Waten ins Wasser ist erst einmal gewöhnungsbedürftig: durch die Kälte des Wassers haben wir immer wieder das Gefühl, dass Wasser eingedrungen ist. Aber: die Füße sind jedes Mal trocken geblieben und nach den ersten Malen ignorieren wir das irritierende Gefühl einfach.
Mit dem Vertrauen ins Material steigt das Selbstbewusstsein und gegen Ende der Tour laufen wir ohne einen Gedanken an Nässe und Kälte zu verschwenden auch mal knietief ins Wasser hinein. Die Füßlinge lernen wir dabei sehr zu schätzen, denn unsere Füße trocken, egal wie tief wir im Wasser sind. Und trockene Füße bleiben warm, daher ist es auch kein Problem, als Lars eines Abends über eine Stunde im eisigen Wasser herumläuft und die Kinder immer wieder einen kleinen Flusslauf hinaufzieht, den sie dann unter freudigem Jauchzen zurück ins Meer paddeln. Die eng anliegende Latex-Halsmanschette ist anfangs leicht unangenehm, daher ziehen wir die Trockenanzüge am Ende einer Tagesetappe anfangs möglichst schnell aus. Nach ein paar Tagen ist die Manschette dann aber so gut eingetragen, dass wir keinerlei Eile mehr haben, aus den Anzügen herauszukommen und oft tragen wir sie noch eine ganze Weile beim Aufbau des Camps.
Mit dem Vertrauen ins Material steigt das Selbstbewusstsein und gegen Ende der Tour laufen wir ohne einen Gedanken an Nässe und Kälte zu verschwenden auch mal knietief ins Wasser hinein. Die Füßlinge lernen wir dabei sehr zu schätzen, denn unsere Füße trocken, egal wie tief wir im Wasser sind. Und trockene Füße bleiben warm, daher ist es auch kein Problem, als Lars eines Abends über eine Stunde im eisigen Wasser herumläuft und die Kinder immer wieder einen kleinen Flusslauf hinaufzieht, den sie dann unter freudigem Jauchzen zurück ins Meer paddeln. Die eng anliegende Latex-Halsmanschette ist anfangs leicht unangenehm, daher ziehen wir die Trockenanzüge am Ende einer Tagesetappe anfangs möglichst schnell aus. Nach ein paar Tagen ist die Manschette dann aber so gut eingetragen, dass wir keinerlei Eile mehr haben, aus den Anzügen herauszukommen und oft tragen wir sie noch eine ganze Weile beim Aufbau des Camps.
Gerade wenn man die Anzüge längere Zeit am Stück trägt entpuppt sich die Teilung als großer Vorteil, nicht zuletzt macht Art und Position des Reißverschlusses das Austreten ziemlich unkompliziert!
Zum Glück müssen sich unsere Anzüge auf unserer Tour nicht im Ernstfall beweisen, aber am Ende will ich es dann doch wissen und gehe zwischen Eisbergen baden. Auch bei längerem Aufenthalt im Wasser wird mir nicht kalt, einzig die ungeschützten Hände halte ich krampfhaft aus dem Wasser. Das beruhigt natürlich sehr, zu wissen, dass der Anzug im Ernstfall hält was er verspricht.
Fazit
Als Fazit kann ich also sagen: wir sind mit dem Anfibio-SplitSuit rundum zufrieden. Preis und Leistung überzeugen, der teilbare Charakter hat gegenüber klassischen Trockenanzügen unschätzbare Vorteile. Im Praxistest haben wir großes Vertrauen in den Anzug gewinnen können, und so können wir uns beruhigt an die Planung der nächsten Touren in arktischen Gefilden machen.
*Hinweis: Der Süden Grönlands liegt deutlich unterhalb des Polarkreises liegt, aber: das Wasser ist so kalt, dass sich selbst im Spätsommer morgens manchmal eine dünne Schicht Meereis bildet, es schwimmen Eisberge darin herum und gelegentlich verirrt sich ein Eisbär in die Gegend. Aber dazu mehr in einem anderen Bericht ...
** Trockenanzüge für Kinder sind für den günstigen PackSuit Basic (je nach Ausstattung um 250€) auf Anfrage erhältlich.