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NASS-TEST AM TAGLIAMENTO (ITALIEN)

Ostern steht vor der Tür und wer die Saison nicht unter arktischen Bedingungen zu Hause eröffnen möchte, der wählt geschickter Weise eine Flucht in den Süden, so wie Familie Steingässer.

Die Steingässers leben von und für ihre Reisen. Mit ihren 4 Kindern sie an oft an abgelegen Orten unterwegs, um  für ihre journalistisch Arbeit mit  Schwerpunkt auf Ökologie (Klima, Wasser) sowie ethnologischen und soziologischen Themen zu recherchieren. Der Bericht bildet den Auftakt zu einer Serie von Reisen, wo erstmals Packrafts zum Einsatz kamen.




Weit und breit ist kein Mensch zu sehen. Der norditalienische Tagliamento, der sich vor uns durch das breite Kiesbett windet, gehört zu den letzten natürlichen Alpenflüssen. Im Oberlauf noch wild und wasserreich, verteilt er seine unbändige Kraft auf seinem Weg Richtung Adria auf ein Netz aus Wasseradern.



Bei unserem neuen journalistischen Projekt dreht sich diesmal alles um die Ressource Wasser. Und das verspricht neben einer breiten inhaltlichen Diskussion auch spannende Outdoor-Erlebnisse mit unseren vier Kindern Frieda (6), Hannah (9), Mio (10) und Paula (17). Damit wir für die erste große Tour im Sommer nach Albanien „sattelfest“ sind, stand in den Osterferien Paddeln auf dem im Progamm.



„Festhalten!“ Unser Packraft jagt auf eine Stromschnelle zu. Frieda, Hannah und Mio schreien vor Begeisterung, als das eiskalte Wasser am Bug des Packrafts hoch spritzt und ihnen eine eiskalte Dusche verpasst. Ich habe keine Zeit, die Abkühlung zu verdauen, denn die nächste Schnelle liegt direkt vor uns, drückt unsere Kanus Richtung Böschung und ich muss meine ganze Kraft aufbringen, um auf Kurs zu bleiben. Das ist mal wieder eine Reise ganz nach dem Geschmack unserer Kinder: Wir ackern, die Bande genießt.




Ab und zu erinnert uns ein am Ufer vorbeiziehendes Dorf daran, dass wir uns nur gefühlt ganze Welten von menschlicher Besiedlung entfernt haben. Abends spuckt uns der Tagliamento nach Zufallsprinzip an Land. Am Rande des breiten Flussbettes schlagen wir unsere Nachtlager auf. Jens und ich übernehmen den Aufbau der Zelte, die Kinder suchen nach Treibholz fürs Lagerfeuer und schnitzen Grillspieße.



Dass der Fluss in diesem Frühling auffällig wenig Wasser führt, ist für mich ganz angenehm: Ja, ich habe Höllenrespekt vor Wasser! Für die Anwohner ist der niedrige Wasserstand dagegen alarmierend. Nach zwei trockenen Wintern und Frühjahren verschluckt das Kiesbett den Fluss schon in seinem Mittellauf, dort wo intensive Bewässerung der Felder den Wasserspiegel drastisch sinken lässt. Soll es das jetzt schon gewesen sein? Als Jens auf die Idee kommt, die Packrafts in unseren Tagesrucksäcke zu verstauen und nach Venedig zu bringen, gibt es kein einziges Veto. Ein paar Stunden später ziehen uns die Adern von La Serenissima vor den Augen verblüffter Zuschauer direkt ins Herz der Lagunenstadt.



Informationen zur Befahrung des Tagliamento (Pegel, Abschnitte, Schwierigkeiten) gibt es hier.