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SCHWIMMWESTE FÜR DROHNE GESUCHT - NORWEGEN KENNENGELERNT

 von Peggy Putzmann I Anfibio Packrafting 

Man ahnt, welchen Ausgang diese Geschichte nimmt. Aber der Reihe nach. 

Ganz am Anfang bestand das Set-up aus vier Packrafts, drei Wochen Zeit, zwei Piloten und einer Drohne. Alles bereit für eine Reise zu den Seen, Fjorden und zahmen Flüssen (Süd-)Norwegens.


Moment mal, wieso 4 Packrafts für 2 Leute? Ganz einfach, weil wir es uns leisten können. 

Sei es dahingestellt, ob finanziell, in jedem Fall aber vom Platz in unserem Reisegefährt (Ford Tourneo Connect). Jeden Tag abwechselnd ein anderes Boot, welch ein Luxus. Aber ganz ehrlich, die Reise fällt natürlich auch unter die Kategorie Ausrüstungstest. Dienstreise sozusagen. Da darf es auch mal etwas mehr Ausrüstung sein. Nach einem langen, warmen und arbeitsreichen Sommer waren aber auch drei Wochen Urlaub in kühleren Gefilden verdient.

Ein Überblick über die schlussendlich durchgeführten Touren liefert folgende interaktive Karte (Klick auf die verschiedenen Symbole für Fotos und weitere Infos):



Im Gepäck hatten wir Schwimmwesten, Paddel, Trockenanzüge, und eben die 4 Boote. Sowohl die sportliche Vollausstattung, zwei Alligator 2S (Pro) mit Gepäckreißverschluß und Spritzdecke, als auch eine minimalistische, ultraleichte Kombination aus dem Anfibio Alpha XC und Delta MX gehörten für drei Wochen zu unserer Ausrüstung. Auch wenn wir keine Wildwassertouren planten, waren wir so für unsere (Kurz-)Touren sehr flexibel für Trekkingtouren mit Wasserwanderanteilen und Paddeltouren mit Wanderanteilen. Dennoch, der Verzicht auf eine Spritzdecke bei den kalten Gletscherseen, tiefen Fjorden und eisigen Gebirgsflüssen schien eigentlich etwas befremdlich …

Erkenntnis Nummer 1 

Die erste Tour auf einem kleinen, sonst unzugänglichen Seitenfjord des Josenfjorden fand daher auch mit den Alligatoren statt. Schwimmweste über die Spritzschürze, Paddel fix zusammengesteckt und los ging es auf den ruhig daliegenden Meeresarm. 

Es war windstill, daher entschieden wir uns gegen die Trockenanzüge. Dank der Spritzdecke blieben wir auch trocken, doch auf dem Rückweg frischte der Wind überraschend stark auf und einige Wellen bildeten sich auf dem eben noch spiegelglatten Meeresarm. Als wir den Fjord zurückquerten, mussten wir uns doch eingestehen, dass die Trockenanzüge nicht die schlechteste Wahl gewesen wären. 

Sicherlich, es bestand noch keine Kentergefahr, doch im schlimmsten Fall wäre ein zurückschwimmen aus der Fjordmitte an den Rand im ca. 10°C kalten Wasser sicherlich kein Spaß mehr gewesen. Bei allen folgenden Touren stand das Mitnehmen der Trockenanzüge außer Frage.


Erkenntnis Nummer 2 

Die folgenden Trekkingtouren zu Land und zu Wasser erstreckten sich bis zu drei Tage ohne Versorgung. Entsprechend gut füllten sich die Rucksäcke. Die zusätzliche Paddelausrüstung führte schließlich dazu, dass sich unsere Anforderungen an die Packrafts änderten. Packmaß und Gewichts wurden zu wichtigen Punkten. Durch die Trockenanzüge konnten wir wiederum gut auf eine Spritzdecke verzichten. Wir sahen die offenen, ultraleichten Boote plötzlich unter einem ganz neuen Aspekt. Rasch entwickelte sich dieses Set-up aus minimalistischem Boot, aber voller Montur zu unserer Lieblingskombination. 

Denn Trockenanzüge erweisen sich auch an Land als äußert praktisch und vielseitig. Ob ein Stück durch den Fluss waten ohne nasse Füße zu bekommen, weil er doch etwas flacher als gedacht war, abends beim Zelt aufbauen als Windschutz oder um trotz Spritzwasser im Boot trocken zu bleiben… dass mitnehmen der Trockenanzüge bereuten wir nie und das zusätzliche Plus an Sicherheit für den Ernstfall beruhigte. 

Unsere Trekkingrucksäcke packten wir in sogenannte Jerven, eine norwegische Erfindung einer beschichteten Plane mit vielzähligen Einsatzmöglichkeiten. Die Rucksäcke blieben trocken, die Jerven selbst nutzten wir später als Footprint fürs Zelt oder als Regenponcho.



Erkenntnis Nummer 3

Auf der letzten Paddeltour, wieder auf einem Fjord, kamen dann doch nochmal die Alligatoren zum Zug. Packmaß und Gewicht spielten diesmal keine Rolle, die Fahreigenschaften wussten wir dagegen auf der langen Wasseretappe zu schätzen. Auf die Trockenanzüge verzichteten wir diesmal aber trotzdem nicht. Die Stimmung war entsprechend gut. 

Mitten auf dem Fjord gibt es natürlich die besten Bilder, vor allem aus der Luft. Ein prädestinierter Einsatz für unsere Drohne. Angesichts der allgemein knappen Akkulaufzeit entschieden wir uns für Start und Landung aus der Hand auf dem Wasser aus dem Boot heraus. 

Grundsätzlich sind Start- und Landemanöver aus der Hand durchaus machbar, wir hatten diese auch bereits mehrfach erprobt (obgleich sie nicht ganz ungefährlich sind bei Rotoren mit 15000 Umdrehungen pro Minute), bislang allerdings immer von einem festen Stützpunkt aus … 

Diesmal trieben wir ca. 100m vom steilen Fjordrand entfernt. Die besondere Herausforderung bei dieser Art von Landung besteht darin, die Drohne exakt seitlich zu dem Fangenden zu fliegen. Denn vorn und hinten besitzt die Drohne jeweils Sensoren. Sobald diese ein Hindernis auf weniger als zwei Meter Abstand erkennen, fliegt die Drohne automatisch auf Abstand. 

Da man sich aber immer minimal in den Booten dreht, abtreibt und dadurch leicht bewegt, wurde dieses Unterfangen zu einer unlösbaren Aufgabe. Das Katze-Maus Spiel ging ca. zweieinhalb Minuten. Dann fiel auch noch unerwartet das Handydisplay aus. 

Blind flogen wir Richtung Land, um eine Chance auf rettendes Ufer zu bekommen. Aber die Sicht war schlecht und der Akku war schwach. Im Sinkflug schlug die Drohne ins Wasser ein, um innerhalb von Sekunden mehr als fünf Meter abzutauchen - inklusive Speicherkarte aller Drohnenaufnahmen.

Ein Trost ist, dass es offensichtlich nicht nur uns so ergangen war, denn eine Schwimmhilfe für Drohnen ist tatsächlich schon erfunden. 

Das nächste Mal wird die Sicherheitsausrüstung dann auch  für unser „Baby“ ergänzt (und trotzdem nur vom Land aus geflogen)…

Fazit zur Ausrüstung

Natürlich gibt es nicht das perfekte Packraft für alle Gelegenheiten.

Nach drei Wochen mit unterschiedlichen Booten im Gepäck hat sich unsere Einstellung zu den verschiedenen Packrafttypen jedoch grundlegend geändert. Für unsere ein- und mehrtägigen (Trekking-)Touren mit zahmen Gewässern, aber vollem Gepäck, waren die Anfibio Packrafts optimal. Geringes Gewicht, kleines Packmaß, ausreichend robust und in Kombination mit einem Trockenanzug durchaus vielseitiger, als manch Boot mit Spritzdecke. 

Wer allerdings wildere Gewässer aufsuchen möchte und lange Etappen auf dem Wasser verbringt, kommt um eine Spritzdecke und lange Bootsformen nicht herum.

Details zur eingesetzten Ausrüstung gibt es hier.