Blown off
Packrafts sind vor allem auf Fließgewässern und im leichten Wildwasser eine großartige Sache. Hier verzeihen sie dem Anfänger auch Fehler.
Auf der anderen Seite haben Packrafts auch ihre Stärken auf offenem Wasser. Sie sind sehr kippstabil, auch bei starkem Wellengang, und man kann nach einer Kenterung wieder einsteigen, da sie ihren (Rest-)Auftrieb nicht verlieren.
Die Achillesferse ist jedoch der Wind auf großen Wasserflächen. Sie haben wenig Tiefgang, viel Angriffsfläche und sind (vergleichsweise) langsam.
Natürlich gibt es großartige Berichte aus Patagonien vom Lago Generale oder auf dem Meer, auf denen mit Umsicht, Vorbereitung und etwas Glück alles gut gegangen ist.
Packrafting in Patagonien. Foto: Jan Pritchard |
Aber egal ob Patagonien oder Bodensee, Mittelmeer oder Müritz, jeder Fjord, jeder See kann sich bei Wetterumschwung ändern. Ein Umstand der für jeden Paddler, egal in welchem Boot, relevant ist, denn irgendwann ist jede Kraft erschöpft, jedes Boot an seiner Grenze. Man wird einfach weggeweht.
Das Problem ist die Stärke und die Richtung des Windes. Nicht nur ablandig, sondern auch auf ein unzugängliches, gefährliches Ufer zu.
Auch in diesem Sicherheits-Artikel kommt die Windanfälligkeit noch unzureichend vor. Hier ging es primär um ruhige, vor allem kalte Gewässer. Der Beitrag sollte grundsätzlich dafür sensibilisieren, Vorkehrungen zu treffen, falls ich nicht mehr ans Ufer schwimmen kann.
Die genaue Toleranz der Windstärke hängt vom Bootstyp, der Besatzung und Technik ab. Jeder sollte sich unter kontrollierten Bedingungen damit vertraut machen.
Seilfähre am Wind
Ähnlich einem Fluss kann der Wind jedoch auch wie Strömung verstanden und behandelt werden. Er bildet Kehrwässer (Windschatten), Vortrieb (Rückenwind), ändert die Fahrrichtung und erzeugt Wellen.
Ein Beispiel ist die Querung eines Gewässers „hart am Wind“, das Äquivalent zur Seilfähre, also dem Queren, ohne abzutreiben. Die Physik ist genau die gleiche:
Unterschrift: Seilfähre am Wind |
Die drei Parameter Windgeschwindigkeit v, Einstellwinkel α und Paddelkraft d ergeben auch hier die Bewegung zum Ziel, siehe Skizze oben.
Im Packraft haben wir kein festes Seil, aber unsere Paddelkraft, welche dies ausgleicht. Statt Zug erzeugt das den Vortrieb. Um den See zu queren, paddelt man das Boot schräg zum Wind und lässt sich so vom Winddruck auf die andere Seite schieben.
Je schwächer der Wind, desto stumpfer kann der Winkel sein bei Windstille fährt man quer hinüber.
Segeln
Mit dem Wind (im Rücken) geht es natürlich richtig zur Sache, wenn man zusätzliche Ausrüstung hat. Ein falt- oder aufblasbares Segel liefert den entsprechenden Vortrieb, war verdammt viel Spaß machen kann, aber auch kontrolliert werden will:
Fazit
Wie im Titel angedeutet kommt es auf die Umstände, Dosis und Vorbereitung an. Der Wind kann einem helfen oder gefährlich werden kann. Im besten Fall rechnet und arbeitet man mit ihm, statt gegen ihn.